Ebola infiziert ohne Symptome

New York Times: Menschen könnten mit Ebola infiziert sein, ohne Symptome zu zeigen

Redaktion

Im Jahr 2000 schrieb die New York Times:

»Das Ebola-Virus, das bei Ausbrüchen in Afrika durch hohes Fieber und Blutungen zum Tode geführt hat, kann auch infizieren, ohne die Krankheit auszulösen. Das ist das Ergebnis einer neuen Untersuchung durch Wissenschaftler aus Afrika und Europa.

In früheren Studien war die Möglichkeit einer asymptomatischen Infektion nur angedeutet worden, schrieben die Forscher vergangene Woche im britischen Medizinjournal The Lancet. Die Forscher stellten fest, dass das Ebola-Virus bis zu zwei Wochen im Blut asymptomatisch infizierter Menschen überleben konnte, nachdem die Personen das erste Mal in Kontakt mit einem infizierten Menschen geraten sind. Ob das Virus möglicherweise noch länger überleben könnte, ist unbekannt.«

 

»Sollten Menschen tatsächlich die Krankheit in sich tragen können, ohne Symptome zu zeigen, würde dies Kontrollen deutlich erschweren.

Sollten symptomfreie Überträger eine spürbare Infektionsgefahr darstellen, wäre eine Eindämmung praktisch völlig unmöglich‹, schrieb Dr. Alan G. Baxter aus dem australischen Newtown im Editorial derselben Lancet-Ausgabe.«

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«Nun sei es dringender denn je notwendig, den gesundheitspolitischen Umgang neu zu bewerten, den wir gegenüber einem der gefährlichsten uns bekannten Virus an den Tag legen, schrieb das Forschungsteam um Dr. Eric M. Leroy aus Franceville in Gabun. Zudem müsse erforscht werden, wie häufig gesunde Überträger die Krankheit weiterverbreiten.«

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»Das Team um Dr. Leroy hatte 25 Personen untersucht, die 1996 während zwei Ausbrüchen von Ebola in Gabun keinerlei Symptome einer Erkrankung gezeigt hatten, obwohl sie mit erkrankten Familienmitgliedern gelebt und sie ohne Handschuhe oder sonstige Vorsichtsmaßnahmen gepflegt hatten.

Es sei ihnen nicht gelungen, das Virus im Blut der gesunden Kontaktpersonen mithilfe der üblichen virologischen Techniken nachzuweisen, schrieben die Forscher aus Gabun, Deutschland und Frankreich. Mithilfe einer Polymerase-Kettenreaktion genannten Technik gelang es Dr. Leroy jedoch, winzige Mengen an Viren festzustellen.«

Hier ist die im Lancet veröffentlichte Studie. Und hier ist der Kommentar des Herausgebers.

 

In der Lancet-Studie wird nicht vor einem Weltuntergangsszenario gewarnt, bei dem schon der kleinste Kontakt zu einer Infektion führen könnte. Hier geht es mehr um Ansteckung durch Geschlechtsverkehr oder Bluttransfusionen.

 

Aber Regierungen und Forscher im Westen haben wiederholt erklärt, Ebola-Träger könnten nur dann andere infizieren, wenn sie selbst Symptome entwickelten. Doch sie müssen ihre Strategien überarbeiten und die Möglichkeit berücksichtigen, Menschen ohne Symptome könnten andere anstecken.

 

Aerosol-Übertragung

 

Zwei Professoren der Universität von Illinois in Chicago, beide landesweite Experten für die Übertragung von Infektionskrankheiten, melden, dass Ebola durch Aerosole übertragen werden kann, also durch mit Luft vermischte Flüssigkeiten (Fußnoten weggelassen):

»Wir glauben, es gibt wissenschaftliche und epidemiologische Beweise dafür, dass das Ebola-Virus möglicherweise durch infektiöse Aerosol-Partikel übertragen werden kann, in der Nähe wie auch in einiger Distanz von infizierten Patienten. Dies bedeutet, medizinisches Personal sollte nicht Gesichtsmasken, sondern Atemschutzgeräte tragen. Aerosole sind Flüssigkeiten oder kleine Partikel, die in der Luft schweben. Ein Beispiel sind Seesalzaerosole: In Luftblasen gefangenes Salzwasser, eine Mischung, die entsteht, wenn sich Brandung mit Luft vermischt.

Wichtig hierbei ist, dass mit Viren infizierte Körperflüssigkeiten aerosolisiert und inhaliert werden können, wenn sich eine Person in der Nähe einer ansteckenden Person aufhält, und dass eine große Bandbreite von Partikelgrößen inhaliert und im Atemtrakt abgelagert werden können.«

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»Nachdem wir zunächst Zweifel hegten, ob Ebola eine per Aerosol übertragbare Krankheit sein könnte, sind wir nach einer Prüfung von Experimenten und epidemiologischen Daten nunmehr davon überzeugt, dass dies ein wichtiger Bestandteil der Krankheitsübertragung sein könnte, vor allem in medizinischem Umfeld.«

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»Viele Körperflüssigkeiten wie Erbrochenes, Diarrhöe, Blut und Speichel können im unmittelbaren Umfeld einer infizierten Person zu inhalierbaren Aerosolpartikeln werden. Bei einigen Fällen während eines Ausbruchs 1995 in Kikwit in der Demokratischen Republik Kongo wurde Husten festgestellt. Von Husten ist bekannt, dass er Virus in lungengängigen Partikeln abgibt. Beim Erbrechen entsteht ein Aerosol und es ist bekannt, dass beim Akt des Erbrechens gastrointestinale Viren durch die Luft übertragen werden. Und was Diarrhöe anbelangt: Das Spülen einer Toilette erzeugt ein mit Krankheitserregern durchsetztes Aerosol, das sich in der Luft auflöst.«

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»Einige experimentelle Beweise deuten zudem darauf hin, dass Ebola und andere Filoviren auf aerosolem Weg übertragen werden können. Jaax et al berichten vom unerwarteten Tod zweier Rhesusaffen, die ungefähr drei Meter entfernt von mit Ebola infizierten Affen untergebracht waren. Ihrer Sicht nach kommt nur Kontakt der Atemwege oder Augen mit Aerosolen als mögliche Erklärung in Frage.

Zaire-Ebola-Viren wurden ohne direkten Kontakt von Schwein zu Schwein und von Schweinen auf nicht-menschliche Primaten übertragen, deren Lungen infiziert wurden. Auch Personen ohne direkten bekannten Kontakt zu an Ebola-Viren erkrankten Patienten oder zu deren Körperflüssigkeiten sind infiziert worden.«

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»Experimentelle Studien haben gezeigt, dass es möglich ist, nicht-menschliche Primaten und andere Säugetiere mit Filovirus-Aerosolen zu infizieren. Ebola zählt zu den Filoviren.

Alles in allem bieten diese epidemiologischen und experimentellen Daten ausreichend Beweise für die Schlussfolgerung, dass Ebola und andere Filoviren bei der aerosolen Übertragung opportunistisch agieren könnten. Soll heißen: Andere Übertragungswege sind wichtiger und wahrscheinlicher, aber unter den richtigen Umständen ist es denkbar, dass die Übertragung auch per Aerosol erfolgt.

Das heißt nichts anderes, als dass diese beiden Experten für Infektionskrankheiten der Meinung sind, dass Ebola schon jetzt – also in seiner aktuellen Form – über Aerosole übertragen werden kann. Deshalb drängen sie alle Ärzte und Krankenschwestern, die mit Ebola-Patienten arbeiten, Atemschutzgeräte zu tragen.

 

Wir müssen herausfinden, wie sich Ebola tatsächlich ausbreitet, und dann die entsprechenden Gegenmaßnahmen einleiten.

 

 

Ebola mutiert

 

Zu alledem mutiert Ebola auch noch. Vergangene Woche sagte Dr. Peter Piot, der Entdecker des Virus:

»Es ist offensichtlich, dass das Virus mutiert.«

Tatsächlich erklären führende Mediziner, wenn das Virus nicht eingedämmt wird, könnte es sich soweit verändern, dass es auf dem Luftweg übertragen werden kann. Und die Washington Post schreibt, Terroristen könnten Ebola als Bio-Waffe nutzen. Die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Szenarios steigt mit der Dauer der Epidemie.

 

Um diese Krankheit aufzuhalten, brauchen wir eine Anstrengung vergleichbar mit dem Zweiten Weltkrieg, dem Marshall-Plan oder dem Flug zum Mond

 

Amerikanische Krankenschwestern erklären in Umfragen, das amerikanische Gesundheitssystem sei nicht auf eine Ebola-Epidemie vorbereitet.

 

Diese Pest der Neuzeit muss eingedämmt und ausradiert werden. Dazu wird eine Anstrengung erforderlich, die vergleichbar ist mit dem, was Amerika während des Zweiten Weltkriegs, für den Marshall-Plan oder für die Landung auf dem Mond leistete.

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