Butterberg importiert

Buttermarkt
Trotz voller Lager wird Butter importiert
Kaum zu glauben: Trotz zu viel Butter im Inland wurde heuer noch Butter importiert. (Bildquelle: Swissmilk)
Kaum zu glauben: Trotz zu viel Butter im Inland wurde heuer noch Butter importiert. (Bildquelle: Swissmilk)

Mein Kommentar (Claudio Graf):

Wieviel dabei Willkür von Interessen-Gruppen (Lobbys) ist,l ässt sich nur erahnen.  Obwohl seit Jahren die Preise für die Landwirtschafts-Erzeugnisse im Fall sind, die Erzeuger (Kleinbauern bis mittlere Betriebe) immer weniger kostendeckend arbeiten können, sind doch gerade die Konzerne, massgebliche Verursacher dieser Missere. Denen gehören auch über Mittelsmänner und Handlanger die Grossbetriebe, welche einfach gesponsert werden.

Emmi, Nestle und weitere mehr haben Ihre Firmenagglomerate geschickt um die Gesetze herum geschifft, welche den Import beschränken würde. Fazit: Geld regiert die Welt, wenn Du nur genug bezahlst, kriegst Du alle rum = Vertternwirtschaft und Korruption lassen grüssen.


Volle Butterlager machen der Schweizer Milchwirtschaft seit dem Ausstieg aus der Milchkontingentierung zu schaffen. Trotz geringerem Absatz und nach wie vor hoher Produktion steigen die Butterimporte dieses Jahr.


Im laufenden Jahr wurde bis zur Woche 32 weniger Butter produziert und dazu – vor allem dank der Lactofama AG – mehr exportiert. Trotzdem sind die Butterlager nicht entsprechend leerer. Unter dem Strich muss also der Butterabsatz im Inland im Vergleich  zur Vorjahresperiode um 1355t Butter zurückgegangen sein (siehe Kasten).


Weniger Butter verkauft

Das stellt man auch beim grössten Schweizer Milchverarbeiter fest. «Emmi hat bei der Butter gewisse Einbussen verzeichnet. Ein Grund dafür dürfte der zunehmende Importdruck sein», sagt Sprecherin Esther Gerster.


«Die Situation sieht je nach Art der Butter unterschiedlich aus. Bio-Naturaplan-Butter beispielsweise wird deutlich häufiger nachgefragt», sagt Coop-Sprecherin Nadja Ruch. Gesamthaft habe Coop aber tatsächlich etwas weniger Butter verkauft als im Vorjahr. «Über die Gründe für den Rückgang können wir nur spekulieren. Wie unsere Zahlen zeigen, könnte das sehr heisse Wetter einer der Faktoren sein», fügt Ruch an.


Die Migros, der andere Detailhandelsriese, kann gemäss Sprecher Luzi Weber hingegen keine negative Entwicklung feststellen: «Die Umsatz- und Absatzentwicklung der Butterprodukte in der Migros ist stabil.» Neben dem Butter- und Rahmverkauf im Detailhandel wird auch viel Milchfett in der Industrie weiterverarbeitet.


Nicht mehr Pflanzenfett

Ist der rückläufige Butterkonsum etwa auf einen vermehrten Einsatz von billigem Pflanzenfett anstatt teurer Butter zurückzuführen? Offenbar nicht. «Die Chocolat Frey ist nie von Butter auf Pflanzenfett ausgewichen. Und auch die Jowa hat im erwähnten Zeitraum keine Veränderung in der Menge des Buttereinkaufs festgestellt. Wir verwenden in den Produkten also gleich viel Butter wie in der Vorjahresperiode», sagt Migros-Sprecher Weber. Ins gleiche Horn stösst Coop-Sprecherin Ruch. In verarbeiteten Produkten habe der Coop-Industriebetrieb Chocolat Halba keine Rezepturanpassungen hin zu Pflanzenfett vorgenommen und plane dies auch nicht. «Für die Herstellung und die Verarbeitung von Schokolade verwendet Halba nur Butter», so Ruch.


Und auch Lebensmittelriese Nestlé verwendet nicht weniger Rahm und Butter in seinen Rezepten  verarbeiteter Produkte. «Uns sind natürliche Inhaltsstoffe wichtig. Das gehört zu unserer Philosophie», sagt Nestlé-Sprecherin Cassandra Buri auf Anfrage.  Güezi-Hersteller Hug hingegen gab keine Antwort auf die Frage, ob in seinen Produkten Butter durch Pflanzenfett substituiert wurde.


Auch zu viel produziert

Stefan Hagenbuch, stellvertretender Direktor der Schweizer Milchproduzenten (SMP), sieht sowohl auf Seite Produktion wie Absatz von Milchfett ein Problem. «Beim Butterabsatz verlieren wir tatsächlich auch etwas», betont er. In Anbetracht der Tatsache, dass im Juni die Milchmenge um 2,3% und im Juli gemäss Prognose um 4,7% unter dem Vorjahr liege und auch im August die Menge voraussichtlich ähnlich tief bleiben werde, müsste die Butterproduktion tiefer sein. 


Seine Erklärung: «Den Schock vom 15. Januar mit der Aufhebung des Mindestkurses von 1.20 Franken pro 1 Euro durch die Nationalbank haben wir noch nicht ganz verdaut.» Denn weil es offenbar gewisse Absatzrückgänge im normalen Segment gebe und auch der Käseexport nicht überall laufe, werde relativ mehr Butter produziert.  «Eine richtige Bilanz können wir erst im Oktober ziehen, beim Käse sogar erst, nachdem wir das Weihnachtsgeschäft im Export abschätzen können. Bei den Butterlagern liegen wir aktuell aber deutlich unter Vorjahr, sodass hier kein Problem mehr besteht», fügt er an.


Mehr Butter importiert

Eins könne er aber gar nicht verstehen: «Gemäss Statistik der TSM wurden von Januar bis Juni 157,6 t Butter importiert, was einer Steigerung von 33,8% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.» Von einem Import von 50 t im Rahmen des Kontingents hätten die SMP Kenntnis. Wer und warum dieser aber die restlichen über 100 t Butter importiert habe, entziehe sich seiner Kenntnis.

1355 t weniger

Die kumulierte Butterproduktion bis Woche 32 lag mit 26875 t genau 1769t unter dem Vorjahr (28644t). Gleichzeitig wurde mit 2858 Tonnen aber 682 t mehr Butter exportiert als in der gleichen Vorjahresperiode (2177 t). Das ergibt ein Total von 2448t, die eigentlich weniger an Lager sein sollten, wenn der Absatz genau gleich gewesen wäre. Die Butterlager waren aber  mit 5580 t nur 1093 t unter dem Vorjahr (6673t). Es besteht also eine Differenz von 1355 t Butter, welche offensichtlich dieses Jahr weniger abgesetzt werden konnten.

Quelle: Schweizer-Bauer