Wiener Schulärzte wollen nicht mehr impfen

Fürs Impfen müssen einige Wiener Schülerinnen und Schüler jetzt den Kinder- oder Hausarzt aufsuchen. (Foto: Archiv)
Fürs Impfen müssen einige Wiener Schülerinnen und Schüler jetzt den Kinder- oder Hausarzt aufsuchen. (Foto: Archiv)

Kommentar von Claudio Graf:

 

Sobald es zu Bewusstsein kommt, dass persönliche Haftung und Schadloshaltung für das oktruierte Verhalten der Ärzte zu deren Eigenverantwortung wird, bekommen sie kalte Füsse. Zum Einkassieren sind sie da, für die Verantwortung nicht - und da hat der Gesetzgeber einen Riegel geschoben, aber nur um sich selber zu schützen, damit wird schlussendlich der Arzt in die Pflicht genommen, sofern denn wirklich wahrheitsgemäss, nach Treu und Glauben die wirklichen und nicht die konstruierten Argumente zur Rechtsprechung gelangen.

In einigen Wiener Schulen werden keine Impfungen mehr durchgeführt, weil die Ärzte persönlich haften.

WIEN. In anderen Bundesländern ist es schon Usus - nun werden auch in einigen Wiener Schulen keine Impfungen mehr durchgeführt. Der Grund: Die Schulärztinnen und -ärzte haften persönlich, wenn im Rahmen der Impfung ein Problem auftritt. (Kommentar: Wieso sollten nur Schulärzte haften? Verstossen andere beim Impfen nicht dieselben Menschenrechte?)

"Die Situation rund um die Haftung war unklar", sagt der Sprecher des Wiener Stadtschulrats, Matias Meissner, "im Herbst haben die Schulärzte dann um rechtliche Klärung gebeten." Herausgekommen sei eben, dass sie die Verantwortung tragen. Daraufhin hätten sich dann einige von ihnen entschieden, keine Impfungen mehr anzubieten. "Wie viele, das ist uns nicht genau bekannt", sagt Meissner, aber es sei keine wahnsinnig große Zahl.


ORF Wien berichtet von einem Gymnasium in der Linzer Straße, wo den Eltern per Brief von den Veränderungen berichtet wurde. Im Schreiben ebenfalls enthalten waren Informationen über den österreichischen Impfplan für Kinder.

Laut ORF fürchten Elternvertreter, dass einige Familien damit überfordert sein könnten, mit ihren Kindern für alle Impfungen zum Arzt oder ins Bezirksgesundheitsamt zu gehen. Die Folge könnte, so die Angst, eine geringere Durchimpfungsrate sein. Laut Stadt Wien werde über eine Versicherung nachgedacht, die das Risiko für die Ärzte übernehmen soll.

"Problem gibt es schon viel länger"

Peter Voitl ist bei der Wiener Ärztekammer für die Schulärzte zuständig und sagt, dass das Problem ein altbekanntes sei. "Auch in Wien führen viele Schulärzte schon lange keine Impfungen mehr durch", so Voitl, "und das nicht, weil sie nicht wollen oder weil sie nicht motiviert sind, sondern weil schlicht die Infrastruktur fehlt." Es gebe kein Konzept dafür, wie der Impfstoff in die Schule gelange, oft nicht einmal einen Kühlschrank, keine Notfallsets, der Arzt müsse sich um alles selbst kümmern. 

Die Schulärzte erhielten, so Voitl, keinen Auftrag vom Dienstgeber, die Impfungen durchzuführen und dementsprechend auch keine Übernahme der Haftung. Das zu ändern hält Voitl aber für müßig: "Es gibt so viele verschiedene Schulträger, das wird zu kompliziert." Mit einer Versicherung sei das Problem auch nicht aus der Welt zu schaffen: "Dann fehlt noch immer die Infrastruktur." Voitls Vorschlag: Die Schulärzte kontrollieren den Impfpass und weisen die Eltern darauf hin, wenn etwas fehlt, geimpft wird dann im niedergelassenen Bereich.

Zur Sache:

Die Schulärztinnen und -ärzte in den Wiener Pflichtschulen führen - das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt - jene Impfungen durch, die im Rahmen des nationalen Kinderimpfkonzepts kostenlos sind. Eine Übersicht über diese Impfungen gibt es hier. In den Gymnasien bieten nun einige Schulärztinnen und -ärzte diese Leistung nicht mehr an.

 

Quellen: Bezirksblätter - meinbezirk.at  ⎮  Die Presse   Heute.at  ⎮